DISPARATES, INSPIRED BY GOYA
DISPARATES, INSPIRED BY GOYA
Vergegenwärtigen Sie sich: der Kopf verhüllt zuweilen nur den Schädel
“In the mass-production of the commercial marketplace, the further manipulation of media that are by their very nature already manipulative has resulted in a blandness and a violence that can only increase the misery of modern man”. – George Steiner
Im Moment gibt es keine Regeln mehr, die man brechen kann – denn alles ist bereits zerbrochen, Traditionen und etablierte Regeln wurden vom Punk zerstört, von der Dekonstruktion herausgefordert und keiner hat je daran gedacht, sie wieder aufzubauen. Die große Revolution ist geplatzt, und was kommt danach? Wiedergewählte Regierungen, ein Aufschwung des Eigentums, der von Jungs unterstützt wird, die mit der Kriegsbemalung von Adam Ant ausziehen, um wie Bow Wow Wow im Land herum zu toben? – Hunde, die bellen, beißen nicht.
Und wollen Mädchen wirklich nur Spaß haben, so wie Madonna und Cindy Lauper es ihnen vor 20 Jahren gezeigt haben? Leben wir tatsächlich in einer schamlosen, uferlosen Welt des laissez-faire? Eine Welt, in der man immer passiv und non-reaktiv antworten muss – also einfach kauft?
Die Medien sind zum religiösen Glauben des neuen Jahrhunderts erhoben worden. Ihre Redakteure, Stylisten, Designer und Programmierer sind ihre Hohepriester. Mit der Präsenz dieser Medienlandschaften und ihren Botschaften wird man vollgestopft. Angenommen, wir sind darauf abgerichtet, uns mit dem mediengenerierten Abbild „Mann“ oder „Frau“ zu vergleichen. Und weiter angenommen, dass die Leute, die dieses Abbild generieren, ihre Projektionen von „Mann“ und „Frau“ immer auf den kleinsten gemeinsamen Nenner der vorangegangenen herunter rechnen: dann bedeutet das, dass wir früher oder später instinktiv auf Gewalt mit Gegengewalt reagieren.
Ziel der Arbeiten von Tina Winkhaus ist, ob realistisch oder abstrakt, die von den Medien geschaffenen Bilder so stark wie möglich zu beeinflussen. Auf die Macht der Medien anwortet sie mit ihrer persönlichen Interpretation von „Tribalismus“, mit der sie die menschliche Form, die ursprünglichen menschlichen Gefühle, wieder in Erinnerung ruft. Den „Tribalismus“ kann man als „Moderne Romantik“ betrachten – das widerspricht sich nicht, auch wenn es zunächst so scheint. Damit wird eine der dringlichsten Aufgaben überhaupt ausgedrückt: nämlich die Idee der Wiederentdeckung einer persönlichen Vorsehung. Und sich nicht für immer von äußeren Einflüssen kontrollieren zu lassen. Ihre Herangehensweise an den Romantik unterscheidet sich von der vieler anderer Künstler: Im Gegensatz zu ihnen vermeidet sie es, den Stil zu kopieren. Sie beurteilt den Kern dessen, was gemacht wurde und warum. Sie übernimmt von Goya einen Sinn für Tragödie, einen Sinn für Humanismus und eine Ablehnung traditioneller Regeln und Werte. Und hat man es einmal gesehen, kann man sich seinen eigenen Reim darauf machen. Man hat die Kontrolle über ein unkontrollierbares Handeln für eine Veränderung. Tu was! Sei mutig! Mach weiter! - Ist doch auf jeden Fall besser, als sich immer wieder Duran Duran anhören zu müssen.
Für Tina Winkhaus ist Goya, als klettere man auf eine kantige Klippe – dunkel, morbid und voller gefährlicher Überraschungen – und, schließlich oben angekommen, findet man eine Bank, von der aus man für eine Weile entspannt auf die Lage des Landes hinab blicken kann. Kein Pasticcio. Keine Nostalgie. Es ist eine sich festigende Sprache, die sagen will: „Eine weitere Periode der Entdeckung in der Photographie ist abgeschlossen – lass uns noch einmal ansehen, was wir da überhaupt gemacht haben, bevor wir den nächsten Schritt tun. Ist die Welt nicht noch immer traurig, aber wunderschön?“
Text: Eugen Taran, Translation: Simone Taran
You should remember that the head temporarily hides the SKULL.
“In the mass-production of the commercial marketplace, the further manipulation of media that are by their very nature already manipulative has resulted in a blandness and a violence that can only increase the misery of modern man”. – George Steiner
There are no rules being broken at the moment – everything has broken down, the traditions and the established order nave been destroyed by Punk, challenged by Deconstruction and no-one has been rebuilding. The Revolution is blown, and what is in its place? Re-elected governments, a next property boom, guys just want to put on Adam Ant’s warpaint and go wild in the country like Bow Wow Wow? Girls just want to have fun in the way that Madonna and Cyndi Lauper showed them twenty years ago? Shameless, open-ended “laissez-faire” world, requiring always a passive, non-reactive response – other than to purchase?
“The Media” has become the religious faith of the new century, and its editors, stylists, designers and programmers have become the high priests. Today’s environment is saturated with media scenery and thoughts. When we are all conditioned to compare ourselves with a media projected image of “man” or “woman”, and when the people who are CREATING such images base their latest projection on the lowest common denominator of the previous one, one’s initial instinct might be to meet one kind of terrorism with another…
Tina Winkhaus has always chosen to work, however realistically, from the strongest position of influence within the media. Her response to the media power was to develop a personal idea of “tribalism” where the intention is to reintroduce the human form, and human’s primal emotions, into visual environment. This tribalism might be thought of as “modern romanticism” – not such a contradiction as it may seem. It expresses the most pressing task of the day, to rediscover the idea of a personal destiny rather than to be forever controlled by external influences. The difference between the way she approaches Romanticism is that she never really copies the style, which a lot of people do at the time. She evaluates the core of what was being done and why. What she takes from Goya is a sense of tragedy, sense of humanism and a non-acceptance of traditional rules and values. And once you looked at that, you could than pursue your own response. To be in control for being out of control for a change. Making an effort, having an ambition, keeping things roll is a lot better than listening to Duran Duran yet again.
Text : Eugene Taran, Übersetzung: Simone Taran