HORSES, THE MYSTERY OF SHADOW
140 CM X 140 CM, 2018, FINE ART PRINT, GOLDEN SHADOW GASP BEHING ART GLAS, EDITION OF 3
Horses, The Mystery of Shadow
Discussing Winkhaus's latest series "Horses," it’s impossible not to mention two key influences: Francisco Goya and later, the mature work of Rembrandt Harmensz van Rijn. This connection is not just due to the series' defining characteristic—its intense, almost exaggerated use of chiaroscuro—but also because of the way these artists, like Winkhaus, engage with light and darkness. Rembrandt was himself influenced by Caravaggio, who famously used the camera obscura. Similarly, Winkhaus approaches her Hasselblad camera as a painting tool, fostering a postmodern dialogue that art critics may find irresistible to analyze.
The link between Winkhaus and Rembrandt, however, goes deeper. Caravaggio’s revolution was in transforming the canvas space by rejecting Renaissance perspective and instead using darkness to create depth. Within this darkness, his figures appeared almost as though captured by a camera lens, creating a striking contrast of light and shadow—a dichotomy that continues to fascinate artists. Like Rembrandt and others, Winkhaus is drawn to this duality, where stark contrasts often offer resolutions to both artistic and political themes. But Rembrandt’s legacy extends beyond the simple "out of darkness comes light" motif. He became a cultural counterpoint in Europe, like Goethe, Shakespeare, or Bach. A similar quality connects Rembrandt to Winkhaus—a Berlin-based artist of the 21st century, attuned to modern inequalities and drawn to the shadows of contemporary life. Understanding this connection requires careful consideration of words.
Max Jakob Friedländer once said, “Rembrandt’s shadow is nothing but an escape from the banality of bright light.” Ironically, today’s German art scene shares similarities with the artistic landscape of the Dutch Golden Age. In the 17th century, Dutch art focused on celebrating everyday life, unlike the grandiose melancholy of Spanish art or the majestic classical scenes of the French. The Dutch artists elevated simple domestic scenes to the level of royal or religious depictions. This is echoed in the work of Winkhaus, whose "bourgeois portraits" of pop bands and contemporary artists mirror this tradition.
In a similar vein, Paulus Potter in 1640 transformed cattle into symbolic portraits. Winkhaus, too, expanded her focus from portraiture to wildlife in 2010, offering "parade portraits of dogs." Dutch art, by elevating the ordinary, became highly stylized. Wealth and domesticity were represented with flirtation and theatricality, not unlike the affectations seen in Italian Mannerism. Both Rembrandt and Winkhaus engaged in their artistic traditions, though they ultimately broke free from the stylistic conventions of their times. They chose to speak about universal human experiences, unbound by national or commercial expectations. They stepped away from the bright light of artistic norms into the realm of shadow.
It’s interesting to note that Oswald Spengler, discussing Baroque chiaroscuro, described the golden-brown gloom as "Faustian." Spengler did not differentiate between the chiaroscuro of Caravaggio, Velázquez, Rembrandt, or La Tour. What mattered was that, instead of the clear, ordered scenes of the Renaissance, there was an all-encompassing darkness—enigmatic and unpredictable. This "Faustian spirit," Spengler argued, is the essence of the West—shadow containing eternity. This dark, Baroque spirit, this formative shadow, is what Rembrandt painted throughout his life, and what Winkhaus captures in her photography. Winkhaus doesn’t just depict objects, but the relationships between them; not faces, but the interplay of souls; not gestures, but the intersection of historical moments. This unity of existence connects both artists across nearly 400 years.
Think of the neutral gray shadow of Rubens or the colored shadow of Titian—it simply marks the part of an object not touched by light. In Caravaggio’s work, shadow is a mystery, but only just. In La Tour, it’s a theatrical curtain. But in Rembrandt, shadow becomes a substance that binds existence together—a quintessence of life itself. In Winkhaus’s work, shadow does more than define space—it sculpts objects, drawing them gently into the viewer’s gaze. It is the force that unites objects with narratives, even with history itself.
Ultimately, this mysterious matter is color—a dark, aged gold. It is melancholic, for to touch life’s mystery inevitably brings a profound sadness.
Horses, The Mystery of Shadow
Die Diskussion über Winkhaus’ neueste Serie „Horses“ führt nahezu zwangsläufig zu einer Erwähnung ihrer zweitgrößten Inspirationsquelle: Francisco Goya, und später auch der reifen Arbeit von Rembrandt Harmensz van Rijn. Dies liegt nicht nur an dem markanten Merkmal der Serie – der intensiven, beinahe übertriebenen Verwendung von Chiaroscuro – sondern auch an der Art und Weise, wie diese Künstler, ähnlich wie Winkhaus, mit Licht und Dunkelheit arbeiten. Rembrandt selbst war stark von Caravaggio beeinflusst, der die Camera Obscura ausgiebig verwendete. Ähnlich geht Winkhaus mit ihrer Hasselblad-Kamera wie ein Malwerkzeug um und schafft so einen postmodernen Dialog, den einige Kunstkritiker als unwiderstehlich analysieren werden.
Die Verbindung zwischen Winkhaus und Rembrandt geht jedoch tiefer. Caravaggio’s größter Erfolg war die radikale Transformation des Bildraums – er verwarf die formale Perspektive der Renaissance und nutzte die Dunkelheit, um Tiefe zu schaffen. Innerhalb dieser bedeutungsvollen Dunkelheit stellte er seine Figuren so dar, als seien sie von einem Kameralinse eingefangen, was einen markanten Kontrast zwischen Licht und Schatten erzeugte – eine Dichotomie, die Künstler seit jeher fasziniert. Wie Rembrandt und viele andere ist auch Winkhaus von dieser Dualität angezogen, bei der starke Kontraste oft eine Lösung für künstlerische und politische Themen bieten. Doch Rembrandts Erbe geht über das bekannte „Aus der Dunkelheit kommt das Licht“-Motiv hinaus. Er wurde zu einem kulturellen Gegenpol in Europa, ähnlich wie Goethe, Shakespeare oder Bach. Ein ähnliches Merkmal verbindet ihn mit Winkhaus – einer in Berlin ansässigen Künstlerin des 21. Jahrhunderts, die tief für moderne Ungleichheiten sensibilisiert ist und sich von den Schatten des zeitgenössischen Lebens angezogen fühlt. Um diese Verbindung zu verstehen, muss man mit Worten sorgfältig umgehen.
Max Jakob Friedländer sagte einmal: „Rembrandts Schatten ist nichts anderes als eine Flucht vor der Banalität des grellen Lichts.“ Ironischerweise unterscheidet sich die deutsche Kunstszene heute kaum von der künstlerischen Landschaft des Goldenen Zeitalters der Niederlande. In der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts lag der Fokus auf der Feier des alltäglichen Lebens, im Gegensatz zur großartigen Melancholie der spanischen Kunst oder den majestätischen, klassischen Szenen der Franzosen. Die Niederländer erhoben einfache, häusliche Szenen zu dem Niveau von königlichen oder religiösen Darstellungen. Diese Tradition spiegelt sich in Winkhaus’ Arbeit wider, die eine Sammlung von „bürgerlichen Porträts“ umfasst, ebenso wie Porträts von Popbands und zeitgenössischen Künstlern.
In ähnlicher Weise verwandelte Paulus Potter 1640 Vieh in symbolische Porträts. Winkhaus präsentierte 2010 eine auffällige Serie von „Paradeporträts von Hunden“ und erweiterte ihre Arbeiten später auf Wildtiere. Die niederländische Kunst, indem sie das Alltägliche erhob, wurde hochgradig stilisiert. Darstellungen von Wohlstand und häuslichen Szenen waren voll von Flirt und Theatralik – vergleichbar mit der Affektiertheit des italienischen Manierismus. Rembrandt und Winkhaus nahmen beide an ihren jeweiligen künstlerischen Traditionen teil, doch sie brachen letztlich mit den stilistischen Konventionen ihrer Zeit. Beide entschieden sich, über universelle menschliche Erfahrungen zu sprechen, unabhängig von nationalen Ambitionen oder kommerziellen Anforderungen. Sie traten aus dem grellen Licht der künstlerischen Normen und begaben sich in das Reich der Schatten.
Es ist interessant festzuhalten, dass Oswald Spengler in seiner Analyse des Barocken Chiaroscuro (unter dem sowohl Rembrandt als auch Winkhaus eingeordnet werden könnten) die allgegenwärtige goldbraune Dunkelheit als „faustisch“ beschrieb. Spengler unterschied nicht zwischen dem Chiaroscuro von Caravaggio, Velázquez, Rembrandt oder La Tour. Was für ihn zählte, war, dass anstelle der klaren, geordneten Szenen der Renaissance eine allumfassende Dunkelheit vorherrschte – rätselhaft, unberechenbar. Der „faustische Geist“ – das Wesen des Westens – ist der Schatten, der die Ewigkeit enthält. Dieser dunkle, barocke Geist, der formende Schatten, die vereinigende Kraft – das ist es, was Rembrandt sein Leben lang malte und was Winkhaus in ihrer Fotografie einfängt. Winkhaus stellt nicht einfach Objekte dar, sondern die Beziehungen zwischen ihnen; nicht Gesichter, sondern das Wechselspiel der Seelen; nicht Gesten, sondern die Schnittstellen historischer Momente. Diese essentielle Einheit des Daseins verbindet beide Künstler über fast 400 Jahre hinweg.
Betrachte den neutralen grauen Schatten von Rubens oder den farbigen Schatten von Titian – sie bezeichnen lediglich den Teil eines Objekts, der nicht vom Sonnenlicht beleuchtet wird. In Caravaggios Werk ist der Schatten ein Geheimnis, aber nur gerade so. In La Tour fungiert er als ein Theatervorhang. Aber in Rembrandt wird der Schatten zu einer Substanz, die das Dasein zusammenhält – eine Quintessenz des Lebens selbst. In Winkhaus’ Arbeiten definiert der Schatten nicht nur den Raum, er formt die Objekte und führt sie sanft in den Blick des Betrachters. Er ist das Element, das Objekte mit Erzählungen vereint, ja sogar mit der Geschichte selbst.
Letztlich ist diese mysteriöse Materie die Farbe – ein gealtertes, dunkelgoldenes Licht. Und sie ist eine melancholische Materie, denn das Mysterium des Lebens zu berühren bringt unvermeidlich eine tief empfundene Traurigkeit mit sich.
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